Kulturwanderweg Mühlhausen

Im Rahmen der Dorferneuerung in Mühlhausen ist der Kulturwanderweg entstanden. Auf 3 Kilometern können die Sehenswürdigkeiten des Marktes leicht erlaufen werden.

Übersicht Wanderweg

kulturwanderweg_karte

Start des ca. 3 km langen Kulturwanderweges ist der Marktplatz Mühlhausen.

Von hier geht es zunächst kurz zur Evang.-luth. Kirche "Maria Kilian" (1), bevor Sie der Weg auf der anderen Straßenseite am Schloss (2) und der ehemalige Synagoge (3) vorbeiführt. Sie passieren die Mühle (4) und die Lutherhöhe (5) und gelangen zum Jüdischen Friedhof (6). Vorbei an der neu gefassten Lochquelle (7) bringt Sie der Weg zum Kindergarten (8) und wieder in Richtung Zentrum (9).

Kulturwanderweg_-_1_KircheDie erste urkundliche Erwähnung datiert vom 07. Mai 1008, wo die "ecclesia" von "Mulinhusun" erwähnt wird. Der Chor wurde 1474 angebaut, das Langhaus 1780/82 erweitert. In der Kirche steht heute u. a. ein dreiteiliger Wandelaltar, geschaffen 1938-1948 von R. Schäfer, sowie eine Grablegungsgruppe von 1510. Drei mittelalterliche Altäre wurden 1879 verkauft. Der Marienaltar steht im Bamberger Dom, zwei Altarflügel des Kilianaltars befinden sich im Martin-vom-Wagner-Museum in Würzburg, der Kreuzaltar ist verschollen. Der 2005 renovierte Kirchturm stammt aus dem Jahr 1467 und erhielt seine heutige Höhe 1721.

Heute steht auf dem Kirchplatz das 1996 errichtete Mahnmal, das zur Erinnerung an die gefallenen und vermissten Soldaten beider Weltkriege aufgestellt wurde. Aus dem großen Stein wurde symbolisch für das Herausreißen der jüdischen Nachbarn aus der Dorfgemeinschaft ein kleinerer Teil herausgeschnitten und soll an die jüdischen Opfer aus Mühlhausen erinnern, die während der Schoah ermordet wurden. Die Gestaltung des Mahnmals übernahm der Künstler Johannes Arnold aus Nürnberg. Das Pfarrhaus hinter der Kirche erhielt 1766 seine heutige Gestalt. Neben der Kirche befindet sich das 1871/72 erbaute Rathaus der Gemeinde Mühlhausen. Bis zum Bau der Verbandsschule im Jahr 1968/70 diente das Gebäude als Volksschule. In dem denkmalgeschützten Gebäude östlich der Kirche befindet sich die Bücherei der Kirchengemeinde, auch ein Jugendraum ist in dem ehemaligen Feuerwehrhaus vorhanden.

Kulturwanderweg_-_2_WasserschlossDas Wasserschloss aus dem Jahre 1367 wurde von Hans von Egloffstein erbaut.

Es wurde 1525 und 1553 gebrandschatzt, zerstört und wieder aufgebaut.

Im 30-jährigen Krieg 1618-48 brannte das Schloss erneut ab.

Der Wiederaufbau erfolgte im Jahre 1747. Ab 1869 wurde das Schloss Witwen- und Fräuleinsitz der Familie von Egloffstein.

Im Jahr 1919 ging das Schloss in Privatbesitz über. In den folgenden Jahren sind die Räume als Arztpraxis und Wohnraum genutzt worden.

Zurzeit befinden sich nur noch Privatwohnungen in dem Gebäude. Es ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Kulturwanderweg_-_3_ehem._SynagogeDie erste erwähnte Synagoge stammt aus dem Jahr 1686. Den Grund erhielt die jüdische Gemeinde von den Dorfherren von Egloffstein. Ab 1755 wurde der heutige Bau errichtet. Im Synagogengebäude war von 1869 bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts eine israelitische Elementarschule untergebracht.

Während der Reichspogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge geplündert und ausgeraubt. Kultgegenstände wurden auf dem Marktplatz verbrannt.

Auf dem Bild ist der Männereingang der Synagoge mit dem Wappen der Herren von Egloffstein zu sehen.

Kulturwanderweg_-_4_MühleDie im 11. Jahrhundert als „Bannmühle von Schirnsdorf“ erwähnte Mühle war Namensgeber für den Ort Mühlhausen. Sie bestand mit hoher Wahrscheinlichkeit schon länger. „Mulinhusun“: Häuser an der Mühle

Die Mühle war eine Bannmühle=Pflichtmühle. Die Bauern waren verpflichtet, hier ihr Getreide mahlen zu lassen.

Das Mühlenanwesen war Lehensgut der Fürstbischöfe zu Würzburg und später der Fürstbischöfe von Bamberg. Diese belehnten die Mühle an die Herren von Egloffstein zu Mühlhausen.

Die Dorfgemeinschaft war zur Hilfeleistung beim Wasserbau und bei Reparaturen verpflichtet.

Der Mühlteich diente den Einwohnern unter anderem als Sandgrube, Viehtränke, Pferdeschwemme und als Spielplatz für die Kinder. Frauen haben hier ihre Wäsche „gefleit“ (gewaschen).

Letzter Mühlhäuser Müller war Konrad Lebender, der 1965 verstarb. Der Mahlbetrieb wurde eingestellt.

Das alte, vom Hochwasser verrottete Mühlrad brach 1985 in sich zusammen.Der jetzige Besitzer kaufte das Anwesen 1981 und renovierte das Mühlrad und die Mühlengebäude. Das neue Mühlrad wurde nach dem alten Vorbild 1989 wieder in Betrieb genommen.

Die Mühle besitzt ein unterschlächtiges Stelzwasserrad (unterschlächtig = Wasser schlägt auf die Schaufeln des Rades).

Heute wird mit dem Mühlrad Strom erzeugt.

Kulturwanderweg_-_5.1_LutherhöheDer Ursprung dieser Anlage geht zurück auf das 300-jährige Reformationsjubiläum aus dem Jahr 1817. Zur Erinnerung an dieses Jubiläum wurden 1818 auf der fast kahlen Anhöhe drei Eichen gepflanzt. Man benannte die Anhöhe nach dem Reformator Dr. Martin Luther (1483-1546). Die treibende Kraft des Verschönerungsvereins, der sich u. a. um die Lutherhöhe kümmerte und gleichzeitig sein großzügiger Gönner, war Sanitätsrat Dr. Martin Scheiding, der 1909 Ehrenbürger von Mühlhausen wurde.

In Anbetracht seiner Verdienste wurde das Buchenwäldchen in „Scheidingshain“ umbenannt.

Kulturwanderweg_-_5.2_LutherhöheDen Gedenkstein ließ 1928 sein Bruder Dr. Gottlieb Scheiding setzen. Der Verschönerungsverein löste sich auf. Im Laufe der Jahre verwilderte die Anlage. Der Arbeitskreis Dorferneuerung hat das Gelände 2005 wieder kultiviert. Die Wege wurden frei geschnitten, befestigt und mit Rindenmulch bedeckt. Eine Infotafel sowie eine Sitzgelegenheit laden bei den drei Eichen zum Verweilen ein.

Auch an die Kinder hat man gedacht

Kulturwanderweg_-_6._Jüdischer_FriedhofDer jüdische Friedhof wurde 1738 angelegt. Das Gelände stellten die Freiherren von Egloffstein der jüdischen Gemeinde gegen Abgaben zur Verfügung.

Das Taharahaus (Tahara = Reinigung) wurde 1900 errichtet. Auf dem Friedhof befinden sich 373 Grabsteine.

Auf der linken Seite nach dem Eingang befinden sich die Kohanimgräber (Nachfahren von Aron, dem Bruder Moses).

Die schon zum großen Teil verwitterten Grabsteine zeigen als Symbole segnende Hände, Davidstern, Levitenkanne und Schofar, das Widderhorn.

Kulturwanderweg_-_7._LochquelleDie Lochquelle wurde 2008 vom Arbeitskreis Dorferneuerung in Eigenregie saniert und liebevoll gestaltet.

Mehrere Treppen führen hinunter zur Quelle und zum Quellbecken, in dem ermüdete Wanderfüße wieder erfrischt werden und Kinder spielen können.

Kulturwanderweg_-_8._KindergartenDurch eine Stiftung der Brüder Sigmund und Otto Reizenstein zum Gedenken an ihre Eltern David und Jette Reizenstein wurde der Bau des Kindergartens 1923 durch die Gemeinde erst möglich. Das Gebäude war zugleich Schwesternhaus und Kindergarten.

Größere Mädchen konnten bei den Schwestern Hand- und Haushaltsarbeiten erlernen. Außerdem betreuten die Schwestern kranke und alte Mitbürger.

Während der Nachkriegszeit wurden viele Ferienkinder aus der Stadt zur Erholung aufgenommen.

1994/96 erfolgte eine Erweiterung des Kindergartens. Er beherbergt inzwischen zwei Gruppen und eine Kleinkindergruppe.

Der Marktplatz ist Ortsmittelpunkt und wird im Zuge der Dorferneuerung in den kommenden Jahren neu gestaltet.

Kulturwanderweg_-_9._MarktplatzDas älteste Haus am Marktplatz stammt aus dem 16. Jahrhundert und befindet sich zurzeit in einem schlechten Zustand. Das „Rosenzweighaus“ steht unter Denkmalschutz und sieht aufgrund hoher notwendiger finanzieller Mittel einer ungewissen Zukunft entgegen.

Eine ehemalige Brauerei und Gastwirtschaft aus dem 15. Jahrhundert stand früher am Marktplatz und wurde im Freilandmuseum in Bad Windsheim wieder aufgebaut.

 

Der Brunnen soll ebenfalls im Zuge der kommenden Marktplatzgestaltung durch die Dorferneuerung ein neues Gesicht bekommen.

Arbeitskreis Dorferneuerung
Mühlhausen